08.08.2009 Schicksal des Bambusbogens

Durch Entwicklung des modernen Kyudo-Bogens mit Glas- bzw. Karbonfaser, der pflegeleicht, formstabil und kostengünstig ist, können nun viele Kyudo-ka im Ausland problemlos ohne Sorge über z.B. Bogenbruch oder Reparatur zu machen Kyudo üben.
Meiner Meinung nach ist es aber wichtig, mit dem Bogen aus Bambus Kyudo zu üben, um nicht nur Schießtechnik, sondern japanische Tradition und Kyudo-Geist zu verstehen, aber solcher Bogen ist leider sehr kostenintensiv mit der Berücksichtigung von Frachtkosten und Einfuhrgebühren und hat keine Möglichkeit außerhalb Japan reparieren zu lassen.
Aus diesem Grund gibt es nur wenige Leute, die über Pflege und Behandlung des Bambusbogens unterrichten können.

Ich stelle eine Frage: Ist es eine Bedingung für einen guten Bambusbogen, das er nicht bricht?
Es gibt unterschiedliche Gründe, warum der Bogen bricht wie zum Beispiel das Material selbst oder Klimabedingung oder Materialbehandlung des Schützes.

1. Klimaeinfluss: Der verwendete Bambus oder das Holz kamen aus Japan, wo im Vergleich zu Europa hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Deswegen sollte man auf extreme Trockenheit achten. Insbesondere in Winter mit trockenem Klima kann die äußere Bambusschicht brechen oder reissen (jap. Kogai). Solch ein Unfall kann auch an Stellen passieren, wo die Oberfläche durch einen Stoß verletzt wurde. Der Benutzer sollte beim Bogenkauf wissen, dass der Bambusbogen in Europa unter diesen Klimabedingungen schnell Kogai bekommen kann.

2. Kraftbalance / Bogenform: Der Bogen ist ursprünglich so gebaut, dass die Belastung überall gleichmäßig verteilt wird, wenn der Bogen in idealer Länge z.B. 85cm bei Nami, 90cm bei Nobi-Bogen ausgezogen wird. Wenn die Belastung nicht gleichmäßig verteilt wird, wegen einer Verformung, kann der Bogen Kogai bekommen. Aus diesem Grund sollte der Benutzer immer auf Bogenform in aufgespannten und ausgezogene Zustand (jap. Harigao und Hikinari) achten.

3. Unfall: der Bambusbogen kann durch Leerschuss ohne Pfeil (jap. Karahazu) oder Umdrehung der Sehne (jap. Tsurugaeri) an der oberen To-Wicklung (jap. Kamikiri Tsumeto) brechen. Insbesondere sollte man beim Bogenaufspannen achten, wenn die Bogenbiegung (jap. Urazori) stark ist (über 18cm).

Es wurde gesagt, dass der Bogen gut (jap. Kan ga Yoi Yumi) ist, wenn er leicht ist und schnell reagiert im Vergleich zu seiner Bogenstärke. Mit einem derartigen Bogen fliegt der Pfeil schneller und stärker. Solch ein Bogen hat passende Materialkombination, gute balancierte Form und ist beim Vollauszug fast max. belastet. Aus diesem Grund ist der Verschleiß des Materials schneller als sich langsam bewegende und reagierende schwerere Bögen, die sehr wahrscheinlich lange Zeit halten.

Auf jedem Fall hat der Bambusbogen sein Schicksal, so dass er jeden Moment brechen kann, egal was für ein Bogen und ob man gut pflegt oder nicht. Wer einen Bambusbogen verwendet, dem wird deswegen empfohlen, einen Ersatzbogen zu besitzen.

Mittlerweile gibt es neuen Bambusbogen mit Karbonfaser, der kaum Urazori hat (Materialbelastung niedrig) und in der Form stabil ist. Solche Bogen haben viele Vorteile wie z.B. geringe Bruchgefahr und optisch wie ein traditioneller Bambusbogen. Ich denke aber, dass derartiger neue Bambusbögen trotz vielen Vorteilen nicht ideal sind, um die japanische Kultur zu verstehen und um die Kyudo-Geist zu polieren.